Steve Lambert (US) member of Because We Want It
http://nytimes-se.com/
Award of Distinction Hybrid Art
Installation und Dokumentation
Am 12. November 2008, eine Woche nach der Wahl Barack Obamas zum Präsidenten der Vereinigten Staaten, gelangte eine Sonderausgabe der New York Times in Umlauf, die das Ende der Kriege in Irak und Afghanistan, einen Höchstlohn und ein neues öffentliches Verkehrssystem ankündigte sowie 14 weitere Seiten mit Berichten brachte, die „wir eines Tages zu drucken hoffen“. Die Zeitung wurde in New York City, Boston, Los Angeles und anderen Städten der USA sowie über die Website „nytimes-se.com“ vertrieben.
Das Projekt war ein über neun Monate entwickeltes Gemeinschaftsunternehmen, an dem über 30 AutorInnen mitwirkten und das von Hunderten von Freiwilligen unter die Leute gebracht wurde. Konfrontiert mit dieser Realität – die Botschaft wurde den Leuten buchstäblich in Form der führenden Zeitung des Landes in die Hände gedrückt – wurde deren kritisches Denken zum Leben erweckt. Nach sieben Jahren Krieg ist es schwer sich vorzustellen, wie sich Frieden wirklich anfühlen könnte. Die Zeitung lässt die Möglichkeit des Friedens realer erscheinen, weil man mit ihr die theoretische Vorstellung und Möglichkeit tatsächlich in Händen halten, studieren und eine Zeit lang erleben kann.
Die Wissenschaft, so hat der Erfinder Dean Kamen einmal gesagt, besitzt bereits jetzt die Möglichkeit, alle Probleme dieser Welt zu lösen. In wissenschaftlichen Zeitschriften und großartigen, aber kaum bekannten Büchern finden sich unglaublich informative Studien, die Schritt für Schritt darlegen, wie z. B. der globalen Erwärmung beizukommen wäre. Für viele Probleme dieser Welt gibt es also bereits Lösungen, was uns fehlt, ist lediglich die Vision und die klar ausgesprochene Forderung einer überwältigenden Mehrheit der Menschen. Die „New York Times Special Edition“ bereitete eben diese Dinge in einer allgemein verständlichen Sprache auf, als ob sie bereits eingetreten wären: in Form eines Grundsatzpapiers, das, wie es Bill Moyers ausdrückte, „so dargeboten war, dass man es wirklich lesen wollte“.
Die Resonanz auf die Zeitung war überwiegend positiv und erstreckte sich auf Tageszeitungen, Magazine und TV-Sender in der ganzen Welt. Die LeserInnen schienen zu begreifen, dass es sich bei der neun Monate voraus datierten Zeitung um eine Vision, einen Plan für das Mögliche handelte. Einen Plan, der zur Rettung der Öffentlichkeit keiner mächtiger Politheroen bedarf, sondern detailliert zeigt, was BürgerInnen gewinnen können, wenn sie sich organisieren und auf eine gerechtere Welt drängen und hinarbeiten.
Supported by: Support from Eyebeam, Cultures of Resistance, The Electronic Frontier Foundation, CODEPINK, Wooster Collective, and others.