Wer sind eigentlich die AlchemistInnen unserer Zeit? Wir meinen, es sind jene Kreativen, die mit ihrer hybriden Arbeitsweise die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft aufheben, dabei völlig neue Perspektiven entwickeln und wegweisende Schlüsse ziehen. Die interdisziplinären, internationalen Teams aus KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, DesignerInnen und TechnologInnen, die sich mit der Zukunft des 3-D-Drucks, der Gentechnik, der Künstlichen Intelligenz, der autonomen Fahrzeuge, Nanotechnologie und anderem mehr befassen. Mit der Ausstellung „Alchemists of out Time“ rückt das diesjährige Ars Electronica Festival diese neue Generation von KünstlerInnen und ForscherInnen ins Rampenlicht, zeigt an was sie arbeiten und wie sie arbeiten. Verortet ist diese Schau in den riesigen Hallen der POSTCITY, aufdem Areal des Linzer Hauptbahnhofs.
Die Ausstellung „Alchemists of our Time“ erstreckt sich über Tausende Quadratmeter und präsentiert sich als ein inspirierender Mix aus künstlerischer Positionen rund um Zukunftstechnologien. Eigene „Artists Labs“ rücken die KünstlerInnen bzw. die interdisziplinären Teams mit teils mehreren Arbeiten in den Mittelpunkt und eröffnen spannende Einblicke in ihre Konzepte und Arbeitsmethoden. Unübersehbar, gleich am Beginn der Ausstellung führt etwa die „Sculpture Factory“ von Davide Quayola (IT) vor Augen, wie ein Industrieroboter zum Bildhauergesellen wird, der vor Ort in der POSTCITY meterhohe Skulpturen von Michelangelo in Serie produziert. Gleich nebenan werden die Gewinnerprojekte des diesjährigen STARTS-Prize der Europäischen Kommission präsentiert: die futuristische Fashion-Kollektion „Magnetic Motion“ von Iris van Herpen (NL) und das Berliner Kooperationsprojekt „Artifical Skins and Bones“ der Kunsthochschule Weissensee Berlin, dem Fablab Berlin und dem Prothetikweltmarktführer Otto Bock. Ein paar Schritte weiter warten Projekte von Yasuaki Kakehi (JP), Jussi Ängeslevä (FI), Joe Davis (US), Marjan Colletti (IT), Yoichi Ochiai (JP), Lucy McRae (AU), Masaki Fujihata (JP), Shiho Fukuhara (JP) und Georg Tremmel (AT). Darüber hinaus finden hier auch jene künstlerischen Arbeiten wieder, die aus den aktuellen Artists-in-Residence-Programmen von Ars Electronica hervorgegangen sind: die Projekte Masses (Motors And Stones Searching Equilibrium State) und Stones (Storage Technology for Observed Nearby Extraterrestrial Shelters) des KünstlerInnenkollektiv Quadrature (DE) zum Beispiel, die von einem Besuch der ESO in Chile und Deutschland inspiriert wurden. Weitere Künstler: Tomotaka Takahashi (JP), Eric Dyer (US), Helene Steiner (UK), Daniel Boschung (CH), Thom Kubli (DE), Annouk Wipprecht (NL), David Benjamin (US)
Charlotte Furet, Catherine Ka Hei Suen, Andre McQueen, George Philip Wright
In Skinterface wird die menschliche Haut zum Verbindungsglied zwischen physischer und virtueller Welt. Erst mal dort angekommen, ermöglicht die Wechselwirkung mit computersimulierten Objekten und Umgebungen ein intensives Eintauchen in die andere Realität.
Yoichi Ochiai
Yoichi Ochiai ist Medienkünstler, Assistenzprofessor an der University of Tsukuba und Leiter der Digital Nature Group. Er promovierte in Angewandter Informatik an der Universität Tokio. In seinen Forschungen und Arbeiten vereint er mehrere Gebiete miteinander: Angewandte Physik, Informatik und Kunst. Mit dieser Mischung gewann Yoichi Ochiai schon zahlreiche Preise – unter anderem den Innovative Technologies Prize von METI Japan und den World Technology Award von WTN.
Joe Davis
Der Künstler Joe Davis zeigt, wie Alchemie und die Suche nach dem Wunderbaren auch in heutigen Zeiten überleben können: Für „Bombyx Chrysopoeia“ züchtete er genmanipulierte Seidenspinner, Falter, deren gesponnene Seidenfasern Metalle wie Gold oder Platinum einbinden können. Bei „Astrobiological Horticulture“ hingegen werden Organismen gezüchtet, die theoretisch auch am Mars überleben könnten.
Matthew Gardiner
Matthew Gardiner ist Experte auf dem Gebiet der Oribotics, einer Verbindung aus den Feldern Origami und Robotics. Mit einer eigentümlichen Synthese aus uralter japanischer Falttradition, computerbasierten Berechnungen und modernster Robotik leistete Matthew Gardiner international Pionierarbeit.
Hiroshi Sugihara
Fertigung aus einem Guss: In diesem Projekt werden Roboter wie Lebewesen in einem Stück “zur Welt gebracht”. Üblicherweise werden Maschinen ja aus verschiedenartig vorgefertigten Teilen hergestellt, das Generative Fertigungsverfahren (Additive Manufacturing) ermöglicht es aber, sie als ganze Maschine herzustellen.
Michael Kugler, Sebastian Wolf
In der Gemeinschaftsarbeit Brume geht es mysteriös zu: Sobald der Nebel verschwindet, verschwindet auch der Apparat selbst. Zunächst tritt Nebel aus der Oberfläche eines skulpturalen Elements, ordnet sich dort neu an und erstarrt im Zusammenspiel mit Licht zu einer schwer fassbaren Schicht.
Shinoda & Makino Laboratory
Haptoclone erstellt dreidimensionale visuelle Bilder von Objekten und ermöglicht Interaktionen mit diesen. Das System hat zwei kleine Arbeitsräume, die vollkommen symmetrisch sind. Die Hand einer Person oder ein Objekt wird vom einen Arbeitsraum in den anderen geklont, und zwei sich vor den beiden Arbeitsräumen befindliche Personen können sich mittels ihrer 3-D-Bilder durch haptisches Feedback berühren.
Dies ist der Ort, an dem ExpertInnen in kleinen Gruppen über alchemistisches Lösungen für unsere Welt diskutieren. Es ist ein Open-Space, in dem FestivalbesucherInnen an den Diskussionen teilnehmen können. Hier können Sie sich eine Pause von den formalen Vorträgen gönnen und direkt mit den FestivalbesucherInnen und anderen ExpertInnen in kleinen Gruppen diskutieren. Sie können sich Uhrzeit, Datum und Thema der Präsentation aussuchen – es gibt keine Regeln, keine Einschränkungen.
The Living
Hi-Fy repräsentiert eine neue Form nachhaltiger Architektur. Für dieses Projekt wurde ein innovativer Niedrigenergie-Baustoff getestet und verfeinert. Die Zahlen: 10.000 kompostierbare Ziegel, ein 13 Meter hoher Turm, drei Monate lang kulturelle Veranstaltungen. Die “wachsenden” Ziegel, die dafür verwendet wurden, entstanden aus einer Kombination von Maisstängelabfällen und lebenden Pilzen. Nach Beendigung des Projekts landete die daraus resultierende Erde in einigen lokalen Gemeinschaftsgärten.